Die Wirtschaft verbraucht weltweit das meiste Wasser.
Global liegt die Landwirtschaft mit 70 Prozent vorn. In Deutschland ist es die Energieversorgung (1).

Durch Verbrauch und Nutzung von Wasser beeinflussen die Unternehmen sowohl die Menge des zur Verfügung stehenden Wassers, als auch dessen Qualität. Darüber hinaus werden bei Anbau, Herstellung, Transport und Entsorgung von Gütern Treibhausgase ausgestoßen. Diese befeuern die Klima- und Wasserkrise zusätzlich.

Wirtschaft in der Wasserfalle

Umweltschädliches, klima- und wasserschädigendes Wirtschaften gefährdet nicht nur unsere Ökosysteme und uns Menschen, sondern auch die Wirtschaft selbst!

  • Die Verknappung von sauberem Süßwasser lässt die Wasserpreise auch für Unternehmen steigen.
  • Extreme Hochwasser unterbrechen Lieferketten, weil Straßen oder Bahntrassen bzw. Werke unter Wasser stehen.
  • Hochwasser und Dürren führen zu Lieferverzögerungen bzw. Lieferausfällen.

Steigende Einkaufspreise, teure Vorsorgen (etwa Versicherungen), umfangreiche und kostspielige Anpassungsmaßnahmen von Produktionsprozessen und Abläufen, Reparaturkosten im Schadensfall, Ausfallzahlungen u.v.m. machen wirtschaftliches Handeln unberechenbarer.

Wir importieren das Wasserrisiko anderer Länder, die für uns Produkte herstellen (2). 2021 stand etwa in Taiwan die Produktion von Halbleitern still, weil sauberes Wasser fehlte mit weitreichenden Folgen weltweit. Im selben Jahr konnten 20 Siliziumschmelzen in China nicht arbeiten, weil zu wenig Strom aus Wasserkraft gewonnen werden konnte. China ist Marktführer bei der Herstellung von Silizium: es besteht weltweit eine große Abhängigkeit (3).

Eine Studie des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung zeigt, dass das Wirtschaftswachstum in wirtschaftlich starken Nationen wie den USA, Japan und Deutschland allein durch 10 zusätzliche Regentage um einen Prozentpunkt absinken kann - besonders betroffen sind der Industrie- und der Dienstleistungssektor (4).

Water Risk Filter (WWF)

Informationen über aktuelle und erwartbare Wasserrisiken an Produktionsstandorten bietet der Water Risk Filter des WWF.

Wirtschaften mit Wasser: Da geht was ab!

Wirtschaftliches Handeln hat enorme Auswirkungen auf das Wasser in Deutschland (5):

  • Die Landwirtschaft hinterlässt in 77 Prozent aller Seen und Teiche, Flüsse und Bäche sowie in 29 Prozent unseres Grundwassers ihre Spuren.
    Übermäßige Düngung und der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln setzen unseren Gewässern erheblich zu. Aber auch Keime sowie Antibotika-Rückstände aus der Massentierhaltung - auf den Feldern in Form von Gülle ausgebracht - belasten unser Wasser.
     
  • Auf Industrie und Bergbau gehen Auswirkungen in 67 Prozent aller Oberflächengewässern und 7 Prozent unseres Grundwassers zurück.
    Bei der Industrie sind es vor allem sog. "ewige Chemikalien" - poly- und perfluorierte Stoffe (PFAS) -, die das Wasser erheblich und vor allem über Jahrhunderte belasten (6). Die industriell hergestellten Fluorchemikalien werden aktuell aufgrund ihrer wasser-, fett- und schmutzabweisenden Eigenschaften in vielen Produkten eingesetzt: Von der Outdoor-Jacke über Fast-Food-Verpackungen, Pestizide bis hin zu Arzneimitteln. Sie reichern sich in Nutzpflanzen und Tieren an, die uns als Nahrung dienen. Teils gelten sie als krebserregend, teils wirken sie sich auf die Fortpflanzung aus. Obwohl sie seit den 1950er Jahren eingesetzt werden, sind noch viele Frage zu Auswirkungen, Abbau und Zersetzung sowie zum Zusammenwirken verschiedener Stoffe offen.

    Auf das Konto der zehn großen Braunkohlekraftwerke gehen über die Hälfte aller Quecksilberemissionen und über ein Viertel der Schwefeloxid-Emissionen in Deutschland (7). Eine Fracht, die früher oder später auch unser Wasser belastet.

    Die Versalzung von Flüssen durch Kalikonzerne hat gravierende Folgen vor allem auf die Fische und damit die Artenvielfalt in unseren Gewässern.

    Industrie, Landwirtschaft und Bergbau heizen das Klima durch den Ausstoß von Treibhausgasen enorm an mit weitreichenden Folgen für Klima und Wasser.

Wie Wasser und Wirtschaft zusammenfinden

  • Vorsorgeprinzip: Die besten Schäden sind die, die gar nicht erst entstehen - kurz: Wirtschaften ohne schädliche Einflüsse auf unser Wasser!
    Produzent*innen haben Verschmutzungen und Verunreinigungen zu vermeiden (während des Produktionsprozesses, währenddessen Güter genutzt werden bis hin zur Entsorgung des gebrauchten Gutes). Produktionsprozesse sind so zu optimieren, dass mit Wasser effizient gewirtschaftet wird: Unnötige Erwärmung (z.B. in Kühlprozessen) aber auch ein zu hoher Wasserverbrauch sind einzustellen.
    Auf politischer Ebene wird nachhaltiges Wirtschaften durch Anreize für wassersparendes, abwasseroptimiertes und umweltfreundliches Produzieren unterstützt und gezielt gefördert.
     
  • Verursacherprinzip: Für jede Verschmutzung und Verunreinigung sowie jeden Verbrauch von Wasser werden Unternehmen in die Verantwortung genommen. Sie müssen angemessen dafür zahlen. Es darf sich wirtschaftlich nicht lohnen, Wasser zu verschmutzen oder unnötig zu verbrauchen!
    Die Umsetzung des Verursacherprinzips setzt politischen Willen und klare Regelungen im Umgang mit Wasser voraus. Angemessene Umweltsteuern, Preise für Wasser und Abwasser sowie Sanktionen für Fehlverhalten müssen ausgehandelt werden. Engmaschige Kontrollen von Unternehmen helfen bei der Umsetzung des Verursacherprinzips, bedürfen andererseits aber auch deutlich mehr Personal in zuständigen Behörden.
     
  • Ausgleich negativer Begleiteffekte: Wasserschonendes Wirtschaften darf weder zu einem Wettbewerbsnachteil noch zu drastischen Preiserhöhungen für Verbraucher*innen führen.
    Der Staat hat viele Instrumente in der Hand, Fehlentwicklungen zu verhindern. Dafür braucht es ein integratives Vorgehen aller Beteiligter auf politischer Ebene.

Übrigens: Das Umweltsteueraufkommen in Deutschland zählt zu den niedrigsten in der EU (8): mit Luxemburg bildet Deutschland das Schlusslicht.
Am höchsten lag der Anteil von Umweltsteuern an den Gesamteinnahmen Deutschlands aus Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen im Jahr 2003 mit 6,5 Prozent. Seitdem ist er kontinuierlich am sinken: 2021 lag er nur noch bei 3,7 Prozent.
Dabei helfen Umweltsteuern, Umweltkosten zu internalisieren, Anreize für eine effiziente Ressourcennutzung zu schaffen und einen Beitrag zur Verwirklichung der Nachhaltigkeitsziele zu leisten.

Politik muss handeln

  • Nur Unternehmen fördern, die Wasser ökologisch verträglich und sparsam nutzen.
  • Wasserentnahmen begrenzen und angemessen bepreisen.
  • Klar regeln, wem Wasser bei Knappheit (noch) zusteht.
  • Wasserschonende Verfahren und Innovationen fördern (abwasserfreie Unternehmen, Kreislaufführung in Unternehmen).

Was ich tun kann

Themensammlung: Wasserkrise in Deutschland

In unserer umfangreichen Themensammlung zum Thema Wasser finden sich weitere und vertiefende Informationen.
Jetzt informieren und aktiv werden!