Wald: Die Mischung macht´s!

Unser Wald ist ein Multi-Talent:

  • Wir können uns hier erholen sowie bessere Luft und Kühle an heißen Sommertagen genießen.
  • Waldboden nimmt Wasser wie ein Schwamm auf und speichert es – bis zu 200 Liter auf einem Quadratmeter! Damit ist er Deutschlands größter Süßwasserspeicher.
  • Wald ist Lebensraum. Ungefähr 4.300 Pflanzen- und Pilzarten und schätzungsweise 5.700 bis 6.700 Tierarten kommen allein in mitteleuropäischen Buchenwäldern vor (1).
  • Wälder sind wichtige Trinkwasser-Einzugsgebiete.
  • Sie binden immerhin 7% aller CO2-Emissionen in Deutschland (2).
  • Wälder bieten wirksamen Schutz vor Hochwasser und Überschwemmungen. Bei Starkregen helfen Wälder, den Boden vor Erosion zu schützen.
  • Sie sind ein wichtiger Rohstofflieferant (Holz).

Doch statt unsere Wälder zu stärken, schwächen wir sie: Noch immer werden viele Flächen intensiv bewirtschaftet mit Monokulturen aus Fichten und Kiefern. Schädlinge befallen die immer öfter von Hitze und Trockenstress geplagten Bäume. Stürme und Brände haben leichtes Spiel. Die Klimakrise verstärkt diese Folgen.

Bestes Trinkwasser

Im Wald bildet sich Grundwasser in bester Qualität.
Hier gelangen weniger Schadstoffe in den Boden als auf stark belasteten Flächen, wie Siedlungsgebieten und intensiv bewirtschafteten Äckern. Nach einem langen Versickerungsprozess durch ein Labyrinth aus porösem Gestein, Mikroorganismen und Wurzeln bildet sich sauberes Grundwasser, das meist direkt als Trinkwasser nutzbar ist.

Rund 2,1 Millionen Hektar Wald sind Wasserschutzgebiet. Damit liegen 40 Prozent aller Flächen für die Gewinnung von Trinkwasser im Wald (Waldbericht 2021).

Der Wasserwald

Durch den gezielten Umbau von Wald - insbesondere reiner Nadelforste zu Mischwald - kann es gelingen, dass mehr Niederschlagswasser versickert und darüber die natürliche Grundwasserneubildung unterstützt wird.

Denn Wald ist nicht gleich Wald: In Laubwäldern verdunstet weniger Wasser als in reinen Nadelkulturen.
Ein Vergleich von Buche und Kiefer macht dies deutlich:

  1. Über die Baumkrone verdunstendes Wasser: Regnet es, werden die Blätter und Nadeln der Bäume mit Wasser benetzt. Wenn das Wasser direkt wieder aus den Baumkronen verdunstet, spricht man von Interzeption. Aufgrund der großen Oberfläche mit bis zu 27 Quadratmetern Blatt- oder Nadeloberfläche pro Quadratmeter sind die Verdunstungsverluste in Wäldern im Vergleich zu anderen Vegetationstypen am größten (1).
    Im direkten Vergleich von Kiefer und Buche, verdunstet der Nadelbaum deutlich mehr Wasser, weil er über eine größere Blattoberfläche verfügt.
    Rund 50 Prozent des Niederschlags verdunstet die Buche aus ihren Blättern (Transpiration) - das allerdings nur über 7 Monate. In den anderen 5 Monaten fehlen ihr die Blätter. Eine Verdunstung findet nicht statt. Die immergrüne Kiefer verdunstet ganzjährig über ihre Nadeln. In wärmeren Wintern verdunstet sie deutlich mehr Wasser als in kälteren.
  2. Verdunstung aus dem Boden: Das üppige Blätterdach einer intakten Krone der Buche lässt kaum einen Sonnenstrahl auf den Boden fallen. Der Boden erwärmt sich weniger und verdunstet dadurch auch weniger Wasser. Anders verhält es sich im lichten Schatten unter der Kiefer. Die Verdunstung aus dem Boden ist hier höher, weil mehr Sonne den Boden erreichen und erwärmen kann. Zusätzlich regt das Licht das Pflanzenwachstum unter der Kiefer an - Pflanzen, die ebenfalls Wasser benötigen, aber auch verdunsten.
  3. Verdunstung über die Rinde: Die Rinde der Buche ist glatt. Wasser kann am Stamm entlang gut und schnell den Boden erreichen. An der zerklüfteten Rinde der Kiefer ist dies nicht möglich, so dass viel Wasser bereits auf dem Weg Richtung Boden wieder verdunstet.

In Summe kann unter Buchen mehr Grundwasser neu gebildet werden als unter Kiefern. Aus Daten der Großlysimeter-Anlage in St. Arnold (NRW) wurde bei der Kiefer eine durchschnittliche Gesamtverdunstung i.H.v. 585 Litern pro Quadratmeter ermittelt - 100 Liter mehr als bei einem gleichaltrigen Eichen-Buchen-Bestand (2). Andere Ergebnisse zeigen, dass unter jungen Kiefern durchschnittlich etwa 10 Prozent des Wassers in tiefere Bodenschichten gelangen. Bei älteren Kiefernforsten findet keine Tiefenversickerung statt. Unter Buchen können durchschnittlich etwa 20 Prozent des Wassers tiefere Bodenschichten erreichen.(3)

Das Stützen von Grundwasserbildung schafft nicht nur Handlungsspielraum bei der Trinkwasserversorgung. Neben dem Wald profitieren auch nahegelegene grundwasserabhängige Feuchtgebiete und Gewässer.

Laub- bzw. Mischwälder sind außerdem seltener von größeren Waldbränden betroffen als reine Nadelkulturen. Blätter auf dem feuchteren, humosen Boden entzünden sich langsamer als die eher trockene und leicht brennbare Nadel- und Grasschicht in Nadelwäldern. Auch die Ausbreitung von Bränden erfolgt langsamer in Laub- und Mischwäldern und kann besser gestoppt werden. Die Folge: Kiefern- und Fichtenforste brennen häufiger und heftiger.

Politik muss handeln

  • Ökologisch nachhaltige Forstwirtschaft gesetzlich festschreiben.
  • Von Nadelforsten zum Laubmischwald: Waldumbau gezielt unterstützen.
  • Mindestens 10 % der Waldfläche als Naturwälder ausweisen, die auf Dauer frei sind von Holzeinschlägen.

 

Was ich tun kann

  • Kaufe nur langlebige und nachhaltig produzierte Holzerzeugnisse und nutze sie möglichst lange.
  • Verwende mit dem Blauen Engel gekennzeichnetes Recyclingpapier.
  • Engagiere Dich in einer Umweltgruppe vor Ort, die Bäume und Wälder schützt.

Themensammlung: Wasserkrise in Deutschland

In unserer umfangreichen Themensammlung zum Thema Wasser finden sich weitere und vertiefende Informationen.
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