Roma in Sachsen und auf dem Balkan

Aus verschiedenen Ländern kommen Menschen nach Deutschland und Sachsen auf der Suche nach einem sicheren Ort und einem menschenwürdigen Leben. Dieser Artikel ist Teil unserer jährlich aktualisierten Broschüre "Mal ehrlich. Flucht und Asyl in Sachsen", die Fakten bietet zum deutschen Asylsystem, zu den Lebensbedingungen Asylsuchender in Sachsen sowie zu Möglichkeiten, sich für ein menschenwürdiges Asyl in Sachsen zu engagieren.

Romafahne

Eine Gruppe von Asylsuchenden in Sachsen kommt aus den Balkanstaaten. 2019 kamen 37 Personen aus Serbien, 43 aus Nordmazedonien, 21 aus Bosnien-Herzegowina, 60 aus Albanien und 12 aus dem Kosovo in die Erstaufnahmeeinrichtungen. Die meisten Asylsuchenden sind Roma.

Wie die EU-Kommission berichtet, sind Roma in ihren Herkunftsländern einer umfassenden Diskriminierung ausgesetzt, die sie daran hindert, ein normales Leben zu führen. Viele leben ohne Zugang zu Bildung, Arbeit oder Gesundheitsversorgung in Slums, oft sogar ohne Strom und Heizung. 30% der Roma in Serbien haben kein sauberes Trinkwasser. Roma-Kinder haben eine um ein Drittel geringere Chance, das erste Lebensjahr zu erreichen, als andere Kinder. Immer wieder werden Roma Opfer rassistischer Gewalt.

In Deutschland wird dies jedoch häufig übersehen. Seit 2012 wird Roma von einigen Politiker_innen „Asylmissbrauch“ unterstellt. In Schnellverfahren werden ihre Asylanträge abgelehnt. Eine Null-Prozent-Anerkennungsquote ist die Devise. In ganz Europa sind Vorurteile gegenüber Roma tief verwurzelt. So erfahren sie auch hierzulande Rassismus und andere Diskriminierungen.

Serbien, Bosnien-Herzegowina und Mazedonien wurden im Oktober 2014 zu „sicheren Herkunftsstaaten“ erklärt. Aufgrund der sehr geringen Anerkennungsquote in Deutschland wird argumentiert, dass in diesen Staaten keine Diskriminierung oder Verfolgung stattfinde. Tatsächlich wurde 2019 nur 48 Asylsuchenden aus Serbien, Albanien, Bosnien-Herzegowina, Nordmazedonien und Kosovo ein Schutzstatus zugesprochen – das ergibt eine bereinigte Schutzquote von 1,06 %.

Zahlreiche Berichte durch internationale und UN-Organisationen zeigen jedoch, dass Roma dort struktureller Verfolgung ausgesetzt sind. Nach einer Richtlinie der EU aus dem Jahr 2011 hätten sie somit Anspruch auf Asyl:

„Wenn eine Person von verschiedenen Diskriminierungen und Menschenrechtsverstößen betroffen ist, die einzeln keinen Asylgrund darstellen, können diese aber zusammengenommen nach Europäischem Recht und der Genfer Flüchtlingskonvention als Verfolgung eingestuft werden.“

Titelseite der Broschüre "Mal ehrlich. Flucht und Asyl in Sachsen"

Die jährlich aktualisierte Broschüre "Mal ehrlich. Flucht und Asyl in Sachsen" bietet Fakten zum deutschen Asylsystem, zu den Lebensbedingungen Asylsuchender in Sachsen sowie zu Möglichkeiten, sich für ein menschenwürdiges Asyl in Sachsen zu engagieren.
Sie ist erhältlich als PDF oder gedruckte Broschüre.