MigrantInnen in Dresden - Publikationen

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Fremdenfeindliche und rassistische Einstellungen in ostdeutschen Ländern werden gerne mit dem Fehlen von sogenannten "AusländerInnen" in der erfahrbaren Lebensumwelt erklärt. Der Anteil der in den neuen Bundesländern lebenden Ausländer an der Gesamtbevölkerung Deutschlands beträgt nach Angaben des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden 1997 1,8% (im Vergleich dazu macht der Ausländeranteil in der Bundesrepublik 1997 9,0% aus und betrug er im Jahr 1989 in der DDR ca. 1,1%).

Der Topos von den Fremden als Projektionsfläche für eigene Lebens- und Zukunftsängste ist ein gebräuchliches Deutungsmuster. Fehlende oder ausgeblendete Fakten verleiten aber auch anders zu pauschalen Bildern über ostdeutsche Realität. Die zahlenmäßig scheinbar verschwindende Größe der MigrantInnen führt offensichtlich auch dazu, daß die Spezifika der Lebenssituation der MigrantInnen in den neuen Bundesländern von Politik und Gesellschaft zu wenig zur Kenntnis genommen werden.

Die Studie beschäftigt sich exemplarisch mit der Lebenssituation von Männern und Frauen aus Ländern, die mit der DDR engere politische und wirtschaftliche Beziehungen unterhielten. Sie haben in der DDR gelebt und gearbeitet oder studiert, erlebten die "Wende" in der DDR und mußten sich - so wie die Ostdeutschen auch - neu orientieren. Dabei eröffneten sich für sie neue Chancen und Risiken, die unter anderem mit ihrem Ausländer-Sein in einem Zusammenhang stehen.

Im Rahmen des Lehrforschungsprojektes "MigrantInnen in Dresden", das in der Zeit von 1994 bis 1998 am Institut für Sozialpädagogik und Sozialarbeit an der Technischen Universität in Dresden durchgeführt wurde, sollte der Lebenssituation von Ausländerinnen und Ausländern in den neuen Bundesländern - beispielhaft in der ostdeutschen Stadt Dresden - nachgespürt und untersucht werden, wie sie selbst ihr Leben in der DDR, zur "Wende" und heute im vereinten Deutschland erlebten und erleben.

Das Forschungsinteresse galt vor allem Angehörigen jener ethnischen Gruppen, die zu den zahlenmäßig stärksten in den neuen Bundesländern gehören. Außerdem handelt es sich dabei zum Teil auch um Gruppen von Ausländern, die auf Grund ihres anderen Aussehens, spezifischer sozialer Praktiken und von Etikettierungsprozessen die öffentliche Aufmerksamkeit auf sich ziehen. In diesem Buch werden in Dresden lebende Vietnamesen, russischsprachige Menschen, die keine Aussiedler sind, Ungarn, Polen, Menschen mit der Herkunft aus einem Land der arabischen Liga und binationale Familien vorgestellt. Vietnamesen, Polen, Ungarn und russischsprachige Menschen gehören zu den größten Gruppen anderer ethnischer Herkunft in den neuen Bundesländern. Sie kamen in den 60er, 70er und 80er Jahren in die DDR und blieben dort, zum Teil deshalb, weil sie mit einem deutschen Partner zusammen lebten und Arbeit hatten. Mit der "Wende" eröffneten sich neue Möglichkeiten des Bleiberechts und der juristisch begrenzten Einwanderung, so daß zum Beispiel Familienangehörige von schon in Ostdeutschland lebenden Migranten aus den Herkunftsländern, Männer und Frauen ausländischer Herkunft aus den alten Bundesländern, Arbeitsmigranten sowie Asylsuchende und Flüchtlinge aus verschiedenen Ländern und Regionen der Welt nach Dresden kamen und zeitweise oder auf Dauer hier leben.

Inhalt:

  • Geleit des Herausgebers/ Vorwort der Autoren
  • Marion Gemende | Migrantinnen in Dresden
  • Marion Gemende | VietnamesInnen in Dresden
  • Beate Schütz | Russisch-sprechende MigrantInnen in Dresden
  • Angelika Römmermann | In Dresden lebende Ungarn
  • Kathrin Steigert | Polnische Arbeitsmigranten in Dresden - zwischen "hier arbeiten" und "dort leben"
  • Heike Franz | Soziale Beziehungen arabisch-sprechender Migranten in Dresden
  • Kerstin Blechschmidt, Grit Händler | Binationale Familien in Dresden
 
 

Bestellung

Das Buch kostet 19,00 Euro und kann bei Verlag und bei Weiterdenken bestellt werden:

IKO - Verlag für Interkulturelle Kommunikation, Postfach 90 04 21, D-60444 Frankfurt,
ISBN 3-88939-489-2
eMail: ikoverlag@t-online.de
Internet: http://www.iko-verlag.de

Weiterdenken würde neben den Kosten für das Buch zusätzlich die Versandkosten in rechnung stellen.

 
 
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Über die Autorin/ Herausgeberin

Marion Gemende war Leiterin des Lehrforschungsprojektes MigrantInnen in Dresden, das von 1994 bis 1998 am Institut für Sozialpädagogik und Sozialarbeit an der Technischen Universität in Dresden durchgeführt wurde.

Nach dem Studium der Pädagogik in Halle/Saale arbeitete sie u.a. als Lehrerin und Betreuerin an einer Sekundarschule im ländlichen Raum in Mosambik. Danach war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin in verschiedenen Pädagogiken, vor allem Mitarbeit beim Aufbau des Instituts für Sozialarbeit, Sozialpädagogik und Wohlfahrtswissenschaften an der TU Dresden tätig und habilitiert in Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Sozialpädagogik. Arbeitsschwerpunkte sind Soziale Arbeit mit MigrantInnen, geschlechterreflexive Soziale Arbeit, Schulsozialarbeit, Handlungskompetenzen in der Sozialen Arbeit / Methoden Sozialer Arbeit. Seit 2004 ist Marion Gemende Professorin für Soziale Arbeit an der Evangelischen Hochschule für Soziale Arbeit Dresden (FH).