Unser Wasser schützen: Kommunen können handeln!

Blick auf Kläranlage-Becken

Die fortschreitende Klimakrise hat nicht nur Auswirkungen auf die Menge an verfügbarem Wasser vor Ort, sondern auch auf dessen Qualität: In weniger Wasser treten Schadstoffe in konzentrierterer Form auf. Ziel muss es daher sein, Verunreinigungen des Wassers zu minimieren.

Kommunen können mit zahlreichen Maßnahmen konkret für Verbesserungen der Wasserqualität sorgen.
Einige beleuchten wir hier:

Wer klärt das?
End of Pipe oder Verursacherprinzip

Rund 9 Milliarden Kubikmeter Abwasser gehen jährlich durch die öffentliche Abwasserentsorgung in Deutschland (1). In den Kommunen handelt es sich vor allem um gebrauchtes Wasser aus Haushalten und Gewerbe sowie Niederschlagswasser. Über das Abwasser-Kanalsystem wird es in Kläranlagen geleitet. 

Kläranlagen mit drei Reinigungsstufen sind in Kommunen weit verbreitet, aber scheitern an Mikroverunreinigungen wie etwa Wirkstoffe aus Medikamenten. Auch sogenannte "ewige Chemikalien" (PFAS) aus Abwässern indirekt einleitender Gewerbebetriebe halten mechanisch-biologische Kläranlagen nicht immer zurück. Über Kläranlagenabläufe aber auch Klärschlamm geraten sie in Oberflächengewässer und Boden und bleiben "ewig" in der Umwelt.

Einzelne große Kläranlagen mit einer weitergehenden, vierten Reinigungsstufe können mehr Verunreinigungen über verschiedene Techniken aus dem Wasser holen, aber auch sie schaffen es oft nicht, Verschmutzungen zu 100 Prozent aus dem Wasser zu entfernen. Damit sie effektiv arbeiten, braucht es klare Maßgaben, was genau aus dem Wasser herausgefiltert werden soll.

Angesichts zunehmender Trockenperioden, in denen der Anteil an Spurenstoffen im Wasser steigt sowie des demografischen Wandels und dem damit einhergehenden erhöhten Verbrauch von Arzneimitteln sollte eine vierte Reinigungsstufe bei Kläranlagen künftig Standard und nicht die Ausnahme sein.

Verursacher*innen von Verschmutzungen müssen dennoch in Verantwortung bleiben, sich an Kosten beteiligen und künftig Verunreinigungen reduzieren bzw. vermeiden. Es darf sich nicht lohnen, Wasser zu verschmutzen! Das setzt voraus, dass Quellen problematischer Einträge ausgemacht und zur Verantwortung gezogen werden. Statt End of Pipe (also der Beseitigung von Stoffen aus dem Wasser) muss die Vermeidung von Einträgen die erste Wahl sein.
Neben Industrie und Gewerbe gilt dies natürlich auch für die Landwirtschaft.

Abwasser als Ressource?!

Etwa die Hälfte der jährlichen Importe von Phosphordünger könnte eingespart werden, wenn wir das Phosphor aus dem Abwasser wiedergewinnen (2).
Ab 2029 ist in Deutschland die Phosphorrückgewinnung aus Klärschlamm und Klärschlammverbrennungsasche vorgeschrieben. Vielerorts fehlen allerdings noch das dafür benötigte technische Equipment und Strukturen zur Weiterverarbeitung. Auch die rechtlichen Voraussetzungen für die Verwendung rückgewonnener Produkte sind noch nicht gegeben.

Auch wenn in den vergangenen Jahren die Phosphoreinträge ins Wasser bereits zurückgegangen sind, tragen sie neben Stickstoff nach wie vor zu einer Überdüngung unserer Gewässer bei.

Im Grunde zu warm!
Grundwasser-Wärmemanagement

Die Nutzung von Grundwasser für klimafreundliche Heiz- und Kühlzwecke (oberflächennahe Geothermie) kann die Qualität des Grundwassers negativ beeinflussen (3). Temperaturänderungen vor allem in bereits belastetem Wasser kann zu einer neuen Zusammensetzung im Lebensraum Grundwasser führen, die Wasserqualität sich dadurch (weiter) verschlechtern. Die Auswirkungen auf das Grundwasser sind abhängig von der Größe der Anlage (Einfamilienhaus oder großer Gebäudekomplex) und möglicher Vorschädigungen des Grundwassers.
Hier braucht es ein kommunales Grundwasser-Wärmemanagement, das vor allem die Qualität des Grundwassers schützt.

Gut gebaut!
Beim Bau Klima und Wasser schonen

Umweltfreundliche Baumaterialien schaffen nicht nur ein angenehmes Umfeld, sondern schonen auch unser Wasser. Viele Lacke, Fassadenfarben, Bleche u.v.m. geben über die Zeit Schadstoffe ab, die mit dem Niederschlag Boden und Gewässer verschmutzen.
Zumindest bei kommunalen Immobilien kann und sollte daher auf umweltfreundliche und nachhaltige Baumaterialien gesetzt werden.

Unsere Gebäude und Infrastrukturen sind ein riesiges Rohstofflager: Statt ihre wertvollen Reste auf Deponien bzw. als minderwertiges Material zu verklappen, könnten sie als recycelte Baumaterialien wieder eingesetzt werden: Das hilft Ressourcen zu sparen (z.B. Sand und Kies), Klima und Wasser zu schonen. Neben hartnäckigen Vorbehalten gegenüber recycelten Baumaterialien - auch bei kommunalen Bauvorhaben - fehlt eine Übersicht, wo, welche Materialien schlummern.

Materialkataster - Global denke, lokal handeln. - Sukuma Arts e.V.

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Da geht was ab!
Mobil ohne Auto

Die Stärkung von ÖPNV, Rad- und Fußverkehr hilft nicht nur unserem Klima. Sie hilft auch, Schadstoffeinträge im Wasser zu verringern. Ob Reifenabrieb - allein knapp 5.000 Tonnen landeten über unsere Flüssen 2018 in deutschen Meeren (4) -, Reste von Öl- und Schmierstoffen, aber auch Lacke: Je mehr auf Alternativen zum Auto gesetzt wird, um so besser! Die passenden Angebote im ÖPNV, verkehrsberuhigte Zonen und ein gutes Rad- und Fußwegenetz können Kommunen selbst in die Hand nehmen.

Kippen schnippen?
In den Müll!

Vor allem in den Filtern weggeworfener Zigaretten sammeln sich Schadstoffe: Nikotin, das für Wasserorganismen giftig ist, aber auch Arsen, Blei, Chrom, Kupfer, Cadmium, Formaldehyd, Benzol, Nitrosamine und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) (4). To-Go-Geschirr enthält "ewige Chemikalien", die die Umwelt belasten.

Das Aufstellen von ausreichend Mülleimern und deren regelmäßige Leerung können dazu beitragen, dass Müll dahin kommt, wo er hingehört! Auch kostenlose, tragbare Aschenbecher gehören zu Angeboten, die helfen, die Umwelt und damit auch das Wasser besser zu schützen.