Empirische Forschungen zum Thema Glück und Zufriedenheit (subjektives Wohlbefinden) der Menschen in entwickelten Ländern haben folgendes aufgezeigt: Wenn das Bruttoinlandprodukt pro Kopf einmal ein bestimmtes Niveau erreicht hat, dann macht weiteres Wachstum die Menschen nicht mehr glücklicher oder zufriedener, da sie in die Tretmühlen des Glücks geraten. Das Glücksempfinden stagniert und zwar in allen Ländern, für die langfristige Daten (über mehrere Jahrzehnte) vorliegen. Daraus könnte man umgekehrt schliessen, dass mehr Suffizienz nicht nur eine nachhaltige Entwicklung fördert, sondern auch einen Beitrag zu einem glücklicheren Leben vieler Menschen leistet. Und tatsächlich gibt es Hinweise, dass mittlerweile weniger (materieller Wohlstand) oftmals mehr (Lebenszufriedenheit) ist. Wie sich Suffizienz allerdings in der Praxis umsetzen lässt, ist eine schwierige Frage. Da unsere heutige Geldwirtschaft grundsätzlich auf Wachstum ausgerichtet ist und ohne Wachstum in Probleme gerät, wird Suffizienz schnell zu einem Störfaktor der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung. Dieser Widerspruch zwischen inhärenter Wachstumsdynamik der heutigen Wirtschaft und Suffizienz ist eine zentrale Herausforderung für die Zukunft.
Mathias Binswanger, Professor für Volkswirtschaftslehre an der FH Nordwestschweiz in Olten und Privatdozent an der Universität St. Gallen. studierte Wirtschaftswissenschaften an der Universität St. Gallen. Nach der Promotion an der Universität Kassel, diversen Lehrtätigkeiten und der Habilitation an der Universität St. Gallen forscht Binswanger in Bereichen der Makroökonomie sowie der Finanzmarkt- und der Umweltökonomie.
Der Vortrag zum Nachsehen:
Glück, Wachstum und Suffizienz in der heutigen Geldwirtschaft - BoellSachsen
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