Urban Gardening in Kommunen. Die Regenerative Stadt IV

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Die Heinrich-Böll-Stiftung organisiert mit der Serie 'Die Regenerative Stadt' eine Reihe von Tagungen mit bundesweiter Ausrichtung, deren Ziel es ist, Akteur/innen der Kommunalpolitik mit Aktiven des Feldes zusammenzubringen, um im Sinne einer best practice regenerative Kommunalentwicklung zu fördern. Das Schlüsselthema der vierten Tagung lautete 'Urban Gardening in Kommunen'. Städtisches Gärtnern ist dabei ein sehr vielfältiges Phänomen, das stetig erweitert wird und zahlreiche Assoziationen weckt: ökologische Aspekte wie Biodiversität und Nachhaltigkeit spielen eine wichtige Rolle, ebenso soziale Aspekte wie Selbstermächtigung, Gemeinschaft und Integration. Auch politische Fragestellungen aus den Bereichen Stadtentwicklung und Partizipation gehören zum Thema, darüber hinaus Aspekte wie gesunde Ernährung, Ernährungssicherheit, und auch Naturnähe und Ästhetik. Die Liste könnte leicht erweitert werden, auffällig ist jedoch, dass all diese Themen Überschneidungen bieten und nicht unabhängig voneinander zu denken sind. Ziel der Tagung war es, genau diese Schnittmengen auszuloten und die Entwicklungspotentiale des städtischen Gärtners zu diskutieren.

 
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Exkursion 'Urbanes Gärtnern in Leipzig'

Die Tagung begann mit einer dreistündigen Exkursion, bei der die Teilnehmenden verschiedene Orte städtischen Gärtnerns besuchten und mit Akteuren dreier Projekte ins Gespräch kamen. Konzeption und Durchführung der Exkursion lagen in der Hand von Michael Berninger, der dem Stiftungsrat der Stiftung Bürger für Leipzig[1] angehört.

Die wichtigsten Stationen waren die neuen Orten des urban gardening: In einem Sanierungsgebiet zwischen Stadthäusern gelegen, existieren die Nachbarschaftsgärten seit 2004 als Gemeinschaftsgarten auf privatem Gelände in der Josephstraße in Leipzig-Lindenau. Auf 60 abgegrenzten Parzellen gärtnern hier ca. 80 Menschen, und mit verschiedenen Gemeinschaftsprojekten bildet dieser Garten einen wichtigen Treffpunkt im Quartier. Darauf folgte ein Stopp am Jahrtausendfeld, einer Brachfläche im Eigentum der Treuhand-Liegenschafts-Gesellschaft an der Karl-Heine-Straße. Hier kam eine der zentralen Fragen des städtischen Gärtnerns auf: Wem gehört die Fläche? In der Diskussion zeigte sich schon hier, dass der Besitz bzw. das mittel- langfristige Nutzungsrecht von Flächen eine wesentliche Voraussetzung für erfolgreiche Projekte ist.

Beim nächsten Stopp, dem Areal des Plagwitzer Güterbahnhofs, wurde dies bestätigt: Die Fläche des ehemaligen Güterbahnhofs ist Eigentum der DB AG, die bei der Umstrukturierung des Geländes vor allem wirtschaftliche Interessen verfolgt. Michael Berninger und Toralf Zinner von der Stiftung Ecken wecken verwiesen in diesem Zusammenhang auf die herausragende Rolle bürgerschaftlichen Engagements, so wurde die Bürgerinitiative Bürgerbahnhof Plagwitz früh in die Planung der Gestaltung der Flächen eingebunden und letztlich mit der Planung einer Fläche von 8000 m² beauftragt. Diese Beteiligung der Bürger/innen könne sich jedoch über Jahre ziehen und brauche einen langen Atem, machten beide deutlich.

Über die Alte Gärtnerei ging es weiter zum Offenen Garten Annalinde. Beide sind Projekte der Initiative für Zeitgenössische Stadtentwicklung (IFZS). Mit der Alten Gärtnerei hat die Initiative in diesem Jahr eine neue Projektfläche mit 500 m² aufgenommen, die als „Experimentierraum für urbanen Gemüseanbau“ dienen soll. Das Ziel ist, lokale Restaurants mit frischem Gemüse zu beliefern[2] und sich so ein wirtschaftliches Standbein zu und Arbeitsplätze zu schaffen.

Von dort aus führte die Exkursion zum Offenen Garten Annalinde, dem ersten Projekt der IFZS. Georg, einer der Akteur/innen, erläuterte das Konzept: Ca. 30 Menschen arbeiten regelmäßig in diesem Nutzgarten und Interessierte seien "eingeladen, sich zu beteiligen", deren Alter liege zwischen 20 – 40 Jahren und ihre Interessen seien durchaus vielfältig. Wie man mit Vielfältigkeit als Wesensmerkmal des gemeinschaftlichen Gärtnerns umgeht und wie Partizipation sinnvoll gestaltet werden kann, diese Fragen wurden im Gespräch mit den Beteiligten mehrfach gestellt. Der Offene Garten setzt dabei auf verschiedene Konzepte der Einbindung, u.a. durch Kinder- und Jugendprojekte, Gartendinner und Kooperationen mit Veranstaltern.

Und wenngleich Annalinde ein mobiler Garten mit beweglichen Beeten ist, würden sich die Akteur/innen über langfristige Planungssicherheit freuen, die aufgrund nur einjähriger Pachtverträge mit dem Liegenschaftsamt fehlt.

[1]     Die Stiftung Bürger für Leipzig ist u.a. beteiligt am Leipziger Garten Programm, einer Initiative, die die Gärten der Stadt bündelt und fördert. Auf ihrer Internetseite findet sich u.a. eine Liste der Gemeinschaftsgärten der Stadt. 
[2]     Der Gastronom Carl Fauser, der in der Nähe ein Restaurant betreibt, war durch den Kauf der Fläche maßgeblich an der Entstehung des Projekts beteiligt.
 

 

Bildergalerie

Exkursion 'Urbanes Gärtnern in Leipzig'

Hier ein paar Eindrücke von der Exkursion.

 

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